Überprüfung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt Ingolstadt. Zum MVV Consulting Bericht von 2008 gibt es eine Stellungnahme des AK Verkehr von 2009. Leider ist diese immer noch aktuell, da viele Maßnahmen nicht umgesetzt wurden. Um den Busverkehr attraktiver zu gestalten, ist eine Umsetzung immer noch notwendig, weitere Maßnahmen müssen folgen.
1)Kernaussagen des Berichtes:
- Die MVV Consulting hat im Auftrag der Stadt Ingolstadt den gesamten Busverkehr der INVG analysiert und aus dieser Durchleuchtung heraus Empfehlungen zur Verbesserung des Bussystems erarbeitet.
- Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind in ihrem Kostenvolumen für den laufenden Zuschussbedarf quantifiziert worden. Der Umfang der Empfehlungen orientiert sich sicherlich an der finanziellen Umsetzbarkeit. Es wird zudem noch eine Umsetzung in zeitlichen Schritten vorgeschlagen.
- Die Kernaussage des Untersuchungsberichtes ist, dass neue Fahrgastpotenziale gewonnen werden müssen. Der Busverkehr im Bereich der INVG ist stark Schüler- dominiert. Die Zahl der berufstätigen Busbenutzer ist viel zu niedrig.
- Als Grund für diesen Mangel von Berufstätigen im täglichen Busverkehr werden genannt:
- Zu geringes Taktangebot in den Hauptverkehrszeiten (durch Städtevergleich belegt)
- Zu geringe Rabattierung der Zeitkarten (ebenfalls durch Vergleiche dokumentiert)
- Mängel in der Verknüpfung der Verkehrsträger (Bahn- Bus)
2)Umsetzungschancen der Empfehlungen
- Der Untersuchungsbericht hat allgemein ein positives Echo erzeugt (auch wenn einzelne Aussagen zu kritisieren sind und manche Punkte vernachlässigt wurden)
- Der vertretbare Umfang der Ausweitungs- und Änderungsempfehlungen und die mögliche Aufteilung der Umsetzung in zeitliche Schritte erleichtern sicherlich eine Zustimmung.
- Nach ersten Aussagen der Mehrheitspartei ist eine wohlwollende Behandlung zu erwarten (im Gegensatz zur bisherigen Einstellung)
- Diese Chance ist auszunützen.
3)Entscheidungsprozess
- Derzeit erarbeitet die Geschäftsführung der INVG eine Vorlage für die nächste Aufsichtsratssitzung in der sie einen Umsetzungsvorschlag unterbreitet.
- Diese Vorlage soll bis Ende Februar den Fraktionen bzw. den Vertretern der Parteien im Aufsichtsrat vorgelegt werden.
- In der Aufsichtsratssitzung am 24. März wird über die Vorlage diskutiert.
- Inwieweit bei dieser Sitzung schon Entscheidungen getroffen werden ist fraglich.
- Bis etwa Juni 2009 müssen die Angebotsänderungen für den kommenden Fahrplan 2010 festgelegt werden.
4)Stellungnahme der SPD
- Die SPD- Fraktion hat sich bereits 11.11.08 zum Bericht geäußert. Es wird darauf hingewiesen, dass viele der darin vorgetragenen Verbesserungen bereits von der SPD in den vergangenen Jahren vorgeschlagen wurden.
- Eine Verbesserung des ÖPNV in Ingolstadt wird gefordert
- Die SPD wird eine detaillierte Aussage zum Bericht machen und sich auch zur Vorlage der INVG- Geschäftsführung äußern müssen.
- Dazu wird der Arbeitskreis Verkehr eine Aussage beisteuern.
5)Aussagen des Arbeitskreises Verkehr
Zustimmung zur Analyse in ihren wesentlichen Punkten
Dies gilt insbesondere für die Erkenntnisse aus den Städtevergleichen
und für die Forderung, verstärkt Berufstätige für den ÖPNV gewinnen zu müssen. Schwerpunkte der Verbesserungen müssen deshalb die Taktverdichtung zur Hauptverkehrszeit, die stärkere Rabattierung der Zeitkarten und die bessere Verknüpfung im System der öffentlichen Verkehrsmittel (Busse und Züge) sein.
Zustimmung für die Empfehlungen
* Taktverdichtung an Werktagen in der Hauptverkehrszeit . Dabei ist eine zeitgleiche Umsetzung der in Priorität 1 und 2 genannten Vorschläge sehr wünschenswert,
* Bessere Anbindung der AUDI- TE,
* Taktverdichtung an Samstagen,
* Beibehaltung der zwei Buslinien in der Nord- Süd- Achse der Altstadt,
* Bessere Anbindung des Gewerbegebietes an der Manchinger Straße mit den empfohlenen Linienänderungen,
* Bessere Anbindung des Nordbahnhofes,
* Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten an der Linie 70 durch bauliche Maßnahmen,
* Verbesserungen im Fahrscheinsortiment und bei den Tarifregelungen,
* Einführung eines Rechnergestützten Betriebsleitsystems (Zuschüsse des Landes!).
* Einführung eines Regionalen Tarifverbundes
Insbesondere die Taktverdichtungen, die Beibehaltung der Nord- Süd- Achse, die Verbesserungen im Fahrscheinsortiment und die Einführung eines Regionalen Tarifverbundes waren Kernforderungen der SPD!
Abweichende Meinung
- Das Angebot der Nachtlinien mit dem Stundentakt ab 21 Uhr ist unzulänglich. Es wird empfohlen bis 23 Uhr einen 30 Minuten Takt einzuführen (unabhängig von einer Forderung nach einem durchgehenden Liniensystem über die ganze Betriebszeit).
- Der Stundentakt an Sonntagen ist völlig unattraktiv und müsste mittelfristig zu einem 30- Minuten-. Takt verdichtet werden,
- Der Darstellung im Bericht über die vielen ungenügenden Übergänge Zug/ Bus am Hauptbahnhof müssen umsetzungsreife Verbesserungsvorschläge folgen. Dabei ist auch die bereits seit längerem kritisierte fehlende Anbindung an Sonntagen an das Acht- Uhr- Zugbündel zu realisieren.
- Der angeblich sehr guten Anbindung des Klinikums kann an Sonn- und Feiertagen nicht zugestimmt werden, da die gebündelte Abfahrt der drei verfügbaren Buslinien keine Verdichtung des Stundentaktes ermöglicht. Darüber hinaus ist der Anschluss am Hauptbahnhof ungünstig.
Für die Klinikumsbelegschaft mit Schichtarbeitszeiten ist das verfügbare INVG- Angebot unzureichend.
- In den Ausführungen fehlt völlig die notwendige Anbindung an das neue Gewerbegebiet „Am Weiherfeld“
- Die Publikation „Haltestelle“ hat u.E. sehr wohl noch ein Verbesserungspotential. Redaktionelle ÖPNV- unabhängige Artikel dürfen nicht zu Lasten wichtiger Informationen über Abweichungen und Neueinführungen im ÖPNV gehen!
Den angesprochenen Verbesserungen im Fahrplanbereich und im Internet wird zugestimmt.
Finanzielle Umsetzbarkeit
Ein wichtiges Kriterium für die Umsetzbarkeit von Vorschlägen ist die Finanzierbarkeit.
Die für die Taktverdichtungen und Angebotsverbesserungen des ersten Realisierungsschrittes errechneten 830000 € brutto bzw. ca. 500000 € netto müssten bei einem aktuellen Zuschussbedarf von ca 8 Mio € zu realisieren sein.
Auch eine Hinzunahme der Maßnahmen des zweiten Realisierungsschrittes ändern mit den sich dann ergebenden Summen von 1160000 € brutto bzw. ca. 700000 € netto nichts an der Aussage.
Ebenfalls höhere Investitionssummen ergeben sich bei der Umgestaltung der Haltestellen bei der Linie 70 und bei dem Aufbau der RBL. Beide Maßnahmen sind u..E. unabdingbar für einen zukunftsorientierten ÖPNV und müssten in den entsprechenden Haushaltspositionen zeitnah unterzubringen sein.
Daneben gibt es aber auch zahlreiche Maßnahmen ohne oder mit nur geringen Kostenbelastungen. Deren Umsetzungen sollten möglichst schnell erfolgen zumal sie i.d.R. ohne Einfluss auf das veröffentlichte Fahrplanangebot sind. Gerade solche Verbesserungen können sehr Image fördernd für den ÖPNV sein.
Ingolstadt, 28.01.2009